Widerstand in der NS-Zeit

"I bin a Tschickweib, aber i bring des Geld ham.“

– Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik Stein (1850–1991)

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Während des Zweiten Weltkrieges waren im Westtrakt des Fabrikgebäudes die „Kremser Werke“ untergebracht, die Elektroröhren für die Flugzeugindustrie herstellten. Für diesen Rüstungsbetrieb und die nunmehrige „Austria Tabakwerke AG“ wurden nicht nur heimische Arbeiterinnen, sondern auch Zwangsarbeiterinnen, vor allem aus Polen, eingesetzt.

Ab 1939 war in der Tabakfabrik eine Widerstandsgruppe rund um den Schmied und Kesselwärter Franz Wieland (1890–1968) aktiv. Zur Gruppe gehörten der Maurer Otto Schöps (1897–1995) und die Tabakarbeiterinnen Leopoldine Puhl (1907–1996), Leopoldine Ankerl (1902–1973), Marie Donabauer (1902–1981) und Marie Malat (1902–1967). Sie alle zahlten kleine Geldbeträge an die verbotene Unterstützungsorganisation „Rote Hilfe“, eine illegale kommunistische Zeitschrift wurde verbreitet.

Die Aktivitäten flogen auf: Die Gestapo verhaftete Wieland im April 1941 in der Tabakfabrik, die übrigen wurden im Dezember einvernommen oder verhaftet. Die „Austria Tabakwerke AG“ entließ alle Beschuldigten sofort aus „politischen Gründen“. Ein Jahr später wurden die Mitglieder der „Zelle in der Tabakfabrik“ vom Oberlandesgericht Wien wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die höchsten Strafen erhielten Franz Wieland und Leopoldine Puhl: Sie wurden zu zwölf bzw. fünf Jahren Haft verurteilt.

Die Frauen verbüßten die Haftstrafen im bayrischen Frauengefängnis Aichach. Franz Wieland und Otto Schöps waren im Zuchthaus Stein inhaftiert. Nach 1945 wurden die Arbeiter_innen wieder in der Fabrik angestellt. Leopoldine Puhl, Marie Donabauer und Franz Wieland wurden jedoch aufgrund von Gesundheitsschäden, die sie in der Haft erlitten hatten, pensioniert.

„Grüße und küsse euch innigst. Was mein Herz bewegt, kann ich Euch nicht schreiben u. doch weiß ich daß Ihr es wißt mit mir fühlt. Unsere Gedanken sind wohl immer am Weg zu einander u. hoffentlich vergißt mich zu Hause niemand, obwohl es mir manchmal so scheint, dann hab ich´s doppelt schwer. (…) bitte täglich uns. lieben Herrgott daß er mir alle meine Lieben gesund erhält, daß keines fehlt wenn ich nach Hause kann.“ -

 

Brief Leopoldine Puhl aus der Haft in Aichach an ihre Familie, 11.7.1943 (Staatsarchiv München)